Andacht November

Zur Zeit als Jesus sichtbar auf der Erde war und viele Zeichen und Wunder tat und den Menschen die Heilsbotschaft brachte, gab es für ihn keine Unterscheidung der Menschen nach Rang und Stand.

Jesus sah in jedem, der zu ihm kam, einen Menschen und somit ein Geschöpf Gottes. Er konnte in seiner göttlichen Eigenschaft allerdings erkennen, ob jemand aufrichtig und reinen Herzens zu ihm kam oder ob sein Kommen unaufrichtig und geheuchelt war. Die Pharisäer und Schriftgelehrten z. B. kamen zu ihm und versuchten, ihn durch Fangfragen in die Enge zu treiben und vor dem Volk unglaubwürdig zu machen. Diese widerlegte Jesus oftmals mit Gleichnissen und machte ihnen klar, dass vor Gott alle Menschen gleich sind.

In Matthäus 9,11-12 versuchten die Pharisäer z. B. durch die Frage, warum Jesus auch mit Zöllnern und Sündern gemeinsam isst, ihn bei seinen Jüngern in Misskredit zu bringen. Jesus antwortet darauf, dass nicht die Starken eines Arztes bedürfen, sondern die Schwachen. Das heißt er, wendet sich allen Menschen zu, aber speziell auch solchen, die arm, krank und von der Gesellschaft niedrig geachtet und ausgegrenzt werden.

In Matthäus 8,5-8 und 13 wird uns von einem Hauptmann berichtet, der Jesus aufrichtig darum bittet, seinen Knecht zu heilen. Jesus verstößt ihn nicht aufgrund seiner Nähe zum politischen System, sondern ist berührt von dem Glauben und der Aufrichtigkeit des Mannes, welcher selbst demütig von sich sagt: „Ich bin es nicht wert, dass du in mein Haus kommst.“

Gleich an mehreren Stellen in der Bibel wird uns berichtet, dass sich Aussätzige mit der Bitte um Heilung an ihn wandten. Aussatz (heute bekannt als Lepra) wurde entgegen heutigen medizinischen Erkenntnissen als hochansteckende Erkrankung eingestuft. Man ging davon aus, dass eine Infektion bereits durch kurzen Kontakt mit der erkrankten Person ausgelöst würde. Aus diesem Grund wurden die kranken Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und wurden als „Aussätzige“ sichtbar gekennzeichnet, damit niemand mit ihnen Kontakt aufnahm.

Jesus übergeht diese Anordnungen und lässt die Aussätzigen an sich heran, berührt und heilt sie. Das alles tut er ohne Ansehen der Person, sondern mit Blick auf deren starken Glauben in seine Kraft.

In der Menschheitsgeschichte gab es immer wieder „Regeln“, die von Regierungen und Diktatoren aufgestellt wurden, um Menschen auszugrenzen und verächtlich zu machen. In den letzten 100 Jahren waren das meistens Menschen anderer Herkunft, anderer Religion, Oppositionelle und Andersdenkende. Zu jeder Zeit gab es aber Menschen (oftmals auch Christen), welche „sinnlose“ Anordnungen übergingen und sich somit um stigmatisierte Menschen besonders kümmerten, sie nicht aus Gemeinschaften ausschlossen und ihnen Schutz und christliche Nächstenliebe und Gottes Heilsbotschaft zuteil werden ließen.

Ich hoffe und bete dafür, dass auch wir in einem solchen Fall die Kraft und den Mut haben werden, ähnliche Situationen zu erkennen und nach dem Willen Gottes zu handeln.

euer Torsten